Riesebieter

H. Wilhelm Riesebieter
H. Wilhelm Riesebieter

Die Familie Riesebieter ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert im Kirchspiel Schwei nachweisbar.  Schon damals lebten gleich drei Familien mit diesem ungewöhnlichen Namen dort. Alle Familien besaßen große Bauernhöfe. 1613 waren schon 5 große Höfe im Besitz der Riesebieter. Der Familienname Riesebieter tritt vor 1600 in der gesamten Grafschaft Oldenburg-Delmenhorst aber nur im Kirchspiel Schwei auf. Dies spricht dafür, dass die Familie erst vor ein oder zwei Generationen, also um 1540 in die Grafschaft eingewandert ist. 

 

Der 1865 in Blexen geboren spätere Bremer Generalstaatsanwalt Otto Albert Riesebieter hat sich bereits um 1900 mit der Erforschung der Familie beschäftigt. In seinem Nachlass befinden sich Abschriften von Urkunden aus dem Ratsarchiv von Reval aus den Jahren 1469, 1539 und 1640. Die in den Urkunden genannten Riesebieter (Rysebyter, Risebiter, Ryssbyter) hießen Berend, Berold, Hans (Johann), Kersten (Carsten), Laurens, Jürgen und Otto. Sie gehörten dem Livländischen Ministerialadel an.

 

Und mit welcher Häufung treten welche männlichen Vornamen in Schwei auf? Aus der Zeit vor dem Beginn der Kirchenbücher in Schwei (1609) sind folgende Vornamen überliefert: Je einmal genannt werden Albert, Gerd, Hinrich, Jacob und Johann. Zwei Söhne wurden Berend genannt, drei Söhne Carsten oder Dirk. Vier Männer hießen Jürgen und mit 5 Nennungen ist Harm bzw. Hermann der häufigste Vorname. Schaut man sich die männlichen Vornamen der ersten Jahre bis 1630 an ist folgende Häufigkeit festzustellen: Jeweils einmal wurde der Name Lüder und Röbe vergeben, 3 Personen hießen Albert oder Gerd, jeweils vier Söhne wurden Eilerd, Hinrich, Jacob oder Johann getauft. Die Vornamen Berend, Carsten, Dirk und Jürgen tauchen je 5 mal auf. Die Spitzenposition nimmt auch hier der Vorname Harm mit 11 Nennungen ein.

 

Die Leitnamen der Familie Riesebieter in der ersten Jahrzehnten waren also Harm, Berend, Carsten, Dirk und Jürgen. Vermutlich hieß der erste Riesebieter der nach Schwei kam Harm oder Hermann. Die drei 1581 genannten Hausmänner Harm, Carsten und Jacob könnten seine Söhne gewesen sein.

 

Es fällt auf, dass die Revaler und die Schweier Riesebieter bezüglich der männlichen Vornamen eine gewisse Schnittmenge haben. Ob dies aber ausreicht, um eine familiäre Verbindung zu vermuten, ist sehr fraglich.

 

Das Kirchspiel Schwei war so groß, dass aus seinem nördlichen Teil 1676 das selbsständige Kirchspiel Seefeld geschaffen wurde. Die Kirchenbücher von Schwei und Seefeld sind vor 1750 äußerst "sparsam" geführt worden. Einzelne Jahrgänge sind nur fragmentarisch erhalten oder fehlen ganz. Bei den Heiraten fehlt vor 1750 jeder Hinweis auf die Eltern. Es ist daher teilweise sehr schwer, die familiären Zusammenhänge fehlerfrei zu ermitteln. Häufig müssen Nebenquellen, wie z. B. Steuerlisten, herangezogen werden. Teilweise ist aber über einen Abgleich der Taufpaten eine Zuordnung möglich. Dies war auch bei meiner eigenen Vorfahrenlinie der Fall. Hier mein Ergebnis in Kurzform: 

H. Wilhelm Riesebieter
H. Wilhelm Riesebieter

Hinrich Wilhelm Riesebieter (1868-1905) erlernt in Burhave bei dem Schlachtermeister Otto Gutmann das Metzkerhandwerk. Die Familien  Gutmann  und Riesebieter sind verwandt. Schlachter waren um 1900 in der Wesermarsch überwiegend als Hausschlachter tätig. Geschlachtet wurde überwiegend in der kalten Jahreszeit. Wilhem und Familie wohnen in Tossens. Seine haupteinnahmequelle war aber nicht die Schlachterei sondern der Viehhandel. 1895 heiratet Wilhelm seine mütterliche Cousine Luise Wilhelmine Lohse (1868-1905). Beider sterben kurz nacheinander und hinterlassen 3 kleine Kinder.

Luise W. Lohse
Luise W. Lohse

Auch Johann Friedrich Theodor Riesebieter (1865-1942), der ältere Bruder von Wilhelm, erlernt den Beruf des Schlachters. Er kauft 1898 ein Geschäftshaus mit angegliedertem Schlachthaus in Brake, Breite Straße 14.

 

Der Vater von Hinrich Wilhelm war der Hausmann Jacob Wilhelm Riesebieter (1833-1906). Er war Eigner der Hasenburg. Die Hasenburg ist ein einstelliger Hof in der Bauernschaft Süllwarderburg im Kirchspiel (Ksp.) Langwarden. Zum Hof gehörten 34,5 ha, Wirtschaftsgebäude und ein in Süllwarderburg stehendes Köterhaus.

Hof Hasenburg, erbaut 1848. Die Aufnahme entstand 1944.
Hof Hasenburg, erbaut 1848. Die Aufnahme entstand 1944.

Hinrich Reinhard Riesebieter (1802-1870) hat die Hasenburg 1847 gekauft, nachdem er sie vorher schon 10 Jahre in Pacht hatte. 1848 lässt er ein neues Wirtschaftsgebäude errichten, siehe Foto oben. Es ist ein typisches Gulfhaus. Zum Hof gehörten damals gut 62 Jück.

 

Vater von Hinrich ist Berend Anton Riesebieter (1772-1813) Hausmann in Klein-Eckwarden, Ksp. Waddens. Berend hatte den 48 Jück großen Hof in Klein-Eckwarden von seinem Vater übernommen.

 

Harm Christian Riesebieter (1744-1806) war zunächst Hausmann auf Hitkel, einem 91 Jück großen Hof im Ksp. Blexen. Harm kann Hitkel nicht halten und zieht nach Klein-Eckwarden. Dort übernimmt er von einem kinderlos verstorbenen Onkel seiner Frau einen Hof. 

 

Berend Riesebieter (ca. 1685 - 1750), der Vater von Harm Christian, besitzt zeitgleich 3 Höfe. In Seefelderaußendeich stehen 13 Jück auf seinem Namen im Erdbuch. Durch Heirat gelangt er in den Besitz der Bau 2 in Morgenland (56 Jück), beides im Ksp. Seefeld belegen. Außerdem besaß Berend noch den oben schon genannten Hof Hitkel in Blexen. Zusammen waren es 146 Jück.

 

Harm Riesebieter (1638-1686), Vater des ober genannten Berend, war ebenfalls Hausmann in Seefelderaußendeich auf Bau 34. Laut Erdbuch gehören zum Hof  40 Jück Kleiland, 22 Scheffel Roggenmoor und 16 Tagwerk Torfmoor. 

 

Vater von Harm ist Berend Riesebieter (ca. 1610 - 1667). Berend hat Harm nach seinem väterlichen Großvater benannt. Berend hat als Grunderbe die elterliche Hofstelle in Seefelderaußendeich Bau 33 (40 Jück) übernommen.

 

Harm Riesebieter (ca. 1585 - 1645), Hausmann in Seefelderaußendeich Bau 33, 40 Jück.

 

Ich nehme an, dass Harm Riesebieter (ca. 1550 - vor 1609), Hausmann in Seefelderaußendeich Bau 10, der Vater des vorgenannten Harm ist.